Erwerbskosten
🏡 Erwerbskosten beim Immobilienkauf: Das sollten Sie wissen
Beim Immobilienkauf ist der reine Kaufpreis nur ein Teil der finanziellen Aufwendungen. Mindestens ebenso wichtig – und oft unterschätzt – sind die Erwerbskosten (auch Kaufnebenkosten oder Erwerbsnebenkosten genannt). In Summe können diese Kosten leicht auf 10 % bis 15 % des Kaufpreises anwachsen.
Eine realistische Planung Ihrer Finanzierung muss diese Posten von Anfang an einbeziehen – denn jede Unterschätzung kann später zu bösen Überraschungen führen.
🧾 Wichtige Posten der Erwerbskosten im Detail
Nachfolgend finden Sie alle relevanten Kostenblöcke mit typischen Spannen und Einschätzungen:
| Posten | Aufgabe & Erklärung | Typischer Anteil am Kaufpreis* |
|---|---|---|
| Maklerprovision / Courtage | Für die Vermittlung einer Immobilie durch einen Makler – wenn beteiligt | 3 % bis 7 % (zzgl. MwSt.) |
| Notarkosten (inkl. Beurkundung) | Gesetzlich vorgeschriebene notarielle Beglaubigung des Kaufvertrags | ca. 1,0 % bis 1,5 % |
| Grundbuchkosten | Eintragung des neuen Eigentümers im Grundbuch | ca. 0,5 % |
| Grunderwerbsteuer | Einmalige Steuer auf den Eigentumsübergang | 3,5 % bis 6,5 % je nach Bundesland |
| Finanzierungskosten | Bankgebühren, Bewertung, Zinsen, Bereitstellungszinsen u. a. | variabel – oft als fester Betrag oder Prozentsatz |
| Sanierung, Umbau & Renovierung | Bei Bestandsimmobilien häufig zusätzlich nötig | stark abhängig vom Zustand des Objekts |
| Weitere Nebenkosten | z. B. Vermessung, Gutachten, Umzug, Erschließung, Anschlusskosten | variable Beträge |
* Die Zahlen sind als Richtwerte zu verstehen – in Ihrer konkreten Situation kann der Anteil höher oder niedriger ausfallen.
💼 1. Maklerprovision: Wer zahlt was?
- Die Maklerprovision (auch “Courtage”) ist nicht gesetzlich festgelegt, sondern meist frei verhandelbar.
- Seit dem 23. Dezember 2020 gilt: Wenn ein Makler für Käufer und Verkäufer tätig ist, teilen sich beide die Provision – insbesondere bei Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen.
- Typische Sätze: Gesamtprovision von 3,57 % bis 7,14 %, also oft ~3,57 % auf Käuferseite.
- Hinweis: Banken finanzieren Maklerkosten in der Regel nicht mit, das heißt: Diese Kosten sollten mit Eigenkapital gedeckt werden.
🖋️ 2. Notar & Grundbuch: Pflichtkosten
- In Deutschland muss jeder Immobilienkauf notariell beurkundet werden – ohne diesen Schritt ist der Kaufvertrag rechtlich unwirksam.
- Die Notarkosten sowie alle damit verbundenen Gebühren (z. B. Überwachung des Zahlungsverkehrs, Entwurf von Verträgen, Kosten des Notaranderkontos) betragen typischerweise 1,0 % bis 1,5 % des Kaufpreises.
- Für den Eintrag ins Grundbuch kommen zusätzliche Grundbuchkosten hinzu – rund 0,5 % des Kaufpreises.
- Der Notar rechnet meist gemeinsam mit den Grundbuchkosten ab.
🏷️ 3. Grunderwerbsteuer: Der große Brocken unter den Erwerbskosten
- Diese Steuer fällt einmalig beim Eigentumswechsel an und ist eine Ländersteuer – daher variieren die Sätze je nach Bundesland.
- Aktuelle Bandbreite: 3,5 % bis 6,5 % des Kaufpreises.
- Beispiel: In Bayern liegt der Satz bei nur 3,5 %, in Nordrhein-Westfalen beträgt er 6,5 %.
- Die Grunderwerbsteuer ist bei Eigennutzung nicht steuerlich absetzbar. Bei Vermietung kann sie jedoch als Werbungskosten geltend gemacht werden.
💰 4. Finanzierungskosten & Zusatzgebühren
Wenn Sie die Immobilie nicht vollständig mit Eigenkapital finanzieren, kommen weitere Kosten hinzu:
- Bearbeitungsgebühren / Disagio: Manche Banken verlangen eine Gebühr für die Kreditbearbeitung
- Bewertung / Gutachten: Für Beleihungs- oder Verkehrswertgutachten können einige Hundert bis über tausend Euro anfallen
- Bereitstellungszinsen: Falls die Bank das Darlehen nur nach Baufortschritt ausbezahlt
- Zinskosten: Abhängig von Zinsniveau, Laufzeit, Tilgung etc.
- Finanzierung von Erwerbskosten: Einige Banken erlauben Vollfinanzierung inklusive Erwerbskosten – meist gegen höhere Zinsen
🛠️ 5. Renovierungs-, Umbau- und Sanierungskosten
- Gerade bei Bestandsimmobilien kommen oft unvorhergesehene Kosten auf Sie zu: Dach, Fenster, Haustechnik, Energieeffizienzmaßnahmen, Fassade etc. -> siehe auch Hauskauf & Sanierung
- Ein finanzieller Puffer von 5 % bis 10 % des Kaufpreises ist hier keine schlechte Idee
- Tipp: Lassen Sie sich vor dem Kauf durch einen Gutachter beraten, um teure Überraschungen zu vermeiden
➕ 6. Weitere Nebenkosten, die Sie berücksichtigen sollten
- Gutachten & Wertschätzungen (z. B. Baugrundgutachten, Bodenanalysen)
- Erschließungskosten (falls Grundstück noch erschlossen werden muss)
- Vermessungskosten
- Umzugskosten, Transport, Zwischenlagerung
- Gebühren für Anschluss an Medien (Wasser, Strom, Abwasser)
- Verwaltungskosten, Versicherung, laufende Lasten vor Übergabe
- Anteilige Rücklagenübernahme (bei Eigentumswohnungen, falls Rücklagen bestehen)
Gerade diese kleinen Positionen summieren sich oft und werden bei der ersten Kalkulation häufig vergessen.
📊 Wie hoch sind die Erwerbskosten insgesamt?
- In der Praxis ergeben sich häufig 10 % bis 15 % des Kaufpreises als Gesamtsumme der direkten Erwerbskosten.
- Manche Quellen nennen auch bis zu 12 % als typische Obergrenze.
- Wenn Sie Renovierungs- oder Modernisierungskosten mit einrechnen, kann der Gesamtaufwand sogar noch darüber hinausgehen.
- Beispiel: Bei einem Kaufpreis von 300.000 € können Erwerbskosten zwischen 30.000 € und 45.000 € anfallen.
✅ Tipps zur Optimierung & Vermeidung von Fallen
- Maklerprovision verhandeln – in vielen Fällen sind geringere Prozentsätze möglich
- Maklerfrei kaufen – kein Makler, keine Provision
- Notarwahl prüfen – innerhalb des gesetzlich erlaubten Rahmens gibt es oft kleine Unterschiede
- Gute Finanzierungspartner wählen – manche Banken bieten günstigere Konditionen für Darlehen, die auch Erwerbskosten enthalten
- Genauen Kostenplan aufstellen – inklusive Puffer für unvorhergesehene Posten
- 4baufi Budgetrechner nutzen: So sehen Sie sofort, wie viel Kaufpreis inkl. Erwerbskosten realistisch ist ➝ zum Budgetrechner von 4baufi
- Weiterführende Ressourcen auf 4baufi: Sichtung der Artikel zu Maklerprovision / Courtage und Grunderwerbsteuer für detaillierte Informationen
📌 Fazit: Erwerbskosten früh und realistisch kalkulieren
Die Erwerbskosten sind kein unwesentlicher „Restposten“ – sie können schnell mehrere zehntausend Euro ausmachen und Ihre gesamte Finanzierung auf den Prüfstand stellen. Wer sie von Anfang an realistisch mitplant, spart sich unschöne Überraschungen — und steigert seine Verhandlungssicherheit.
Nutzen Sie Tools wie den 4baufi Budgetrechner, lesen Sie sich bei 4baufi durch die informativen Enzyklopädie-Beiträge, und holen Sie frühzeitig professionelle Beratung ein – idealerweise von einem Finanzierungsexperten, Steuerberater oder Immobilienfachmann.